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Erinnerungen an die Pogromnacht vom 9. November 1938 in Papenburg

Erinnerungen an die Pogromnacht vom 9. November 1938 in Papenburg
Gedenkstein für jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Papenburg am Hauptkanal

Unsere Klasse hat sich in der Projektwoche 2021 mit dem Schicksal der Juden in Papenburg zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft beschäftigt. Heute, an dem Tag, an welchem an die Opfer der Pogromnacht gedacht wird, möchten wir die Erinnerung wachhalten, einigen Opfern mit Bildern ein Gesicht geben, über deren Schicksale berichten und auf die Stolpersteine aufmerksam machen, die überall in unserer Stadt zu finden sind.

Unsere Klasse hat sich in der Projektwoche mit dem Schicksal der Juden in Papenburg zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft beschäftigt. Heute, an dem Tag, an welchem an die Opfer der Pogromnacht gedacht wird, möchten wir die Erinnerung wachhalten, einigen Opfern mit Bildern ein Gesicht geben, über deren Schicksale berichten und auf die Stolpersteine aufmerksam machen, die überall in unserer Stadt zu finden sind. Denn:

„Menschen werden erst vergessen, wenn auch ihre Namen vergessen werden.“

Mithilfe von Quellen aus dem Papenburger Stadtarchiv sowie Zeitzeugenberichten, u. a. von Wilhelm Polak, richten sich unsere Ausführungen nur schlaglichtartig auf einschneidende Ereignisse ehemaliger jüdischer Mitbewohner in unserer Stadt:

So berichtet Wilhelm Polak - nach der Machtergreifung 1933 - von beängstigenden Liedtexten, die er bereits als achtjähriges Kind wahrgenommen hat, wenn Kolonnen der Hitlerjugend an seinem Elternhaus am Deverpark vorbeigezogen sind:

„Die Juden zieh'n dahin, daher, sie zieh'n durchs Rote Meer, die Wellen schlagen zu, – die Welt hat Ruh'.“

Zu dieser Zeit setzten sich auch in Vereinen und bei öffentlichen Veranstaltungen die Diskriminierungen der Papenburger Juden fort. Schilder mit der Aufschrift „Juden unerwünscht“ wurden u. a. auf dem Gelände des Mai- und Augustmarktes angebracht. Zudem positionierten sich am 31. März 1933 SA-Männer mit dem Aufruf zum Boykott vor jüdischen Geschäften, um die Kundschaft abzuschrecken. Viele jüdische Geschäftsleute – wie die Schlachterei von Ruben Mindus oder auch die des Vaters von Wilhelm Polak – mussten spätestens ab 1938 ihre Geschäfte schließen, da ihnen jegliche geschäftliche Betätigung untersagt wurde.

Noch wenige Stunden vor der Pogromnacht wurden neben dem Vater, Isaak Polak, noch weitere männliche Juden, wie Michel Meyer, aus Papenburg festgenommen und in das KZ Oranienburg gebracht.

Der offene Terror der Nationalsozialisten brach in Papenburg in der Nacht vom 9./10. November 1938 aus. Sowohl die Synagoge als auch das dahinterstehende jüdische Schulhaus wurden in Brand gesetzt. Über die genaue Vorgehensweise berichtet eine Quelle:

„Um 7.30 Uhr begannen etwa 20 SA-Männer mit der Zerstörung der Synagoge. Mit einer langen Latte wurden die Fensterscheiben eingestoßen. Die Eingangstür wurde aufgehebelt und das Feuer gelegt […]. Die SA brachte mit Pech gefüllte Fässer in die Synagoge, häufte darüber mehrere Bündel Stroh, legte 6 Thorarollen zuoberst und zündeten das Ganze an.“

Weitere Aktionen folgten anschließend, bei denen die jüdischen Wohn- und Geschäftshäuser geplündert und angezündet wurden. Der Feuerwehr wurde dabei eindringlich untersagt, die Brände zu löschen. Sämtliche Besitztümer und Vermögenswerte mussten der Gestapo überlassen werden.

Die Möglichkeiten für die jüdischen Familien zu fliehen oder auszuwandern waren begrenzt, denn seit dem 15. August 1938 hatte der Papenburger Polizeichef Schäfer die Einziehung aller Pässe von jüdischen Bürgern eingefordert. Anträge, Reisepässe zu erhalten, wurden abgelehnt. Einige wurden in Ghettos interniert, zu Kultivierungsarbeiten oder dem Aufbau von KZ zwangsverpflichtet, wie z. B. Michel Meyer. Nur Wenigen gelang die Flucht nach Holland, wie z. B. der Familie Zilversmit. Doch auch sie wurde im Zuge des Kriegsverlaufes 1942 nach Ausschwitz deportiert und ermordet. Ebenso erging es Adolf Mindus, der bereits 1937 nach Holland flüchtete, aber in Westerbork interniert und in Ausschwitz ermordet wurde.

Die letzten verbliebenen Juden in Papenburg waren Aron Engers sowie die Eheleute Karl und Juliane Hayum vom Hauptkanal, die 1942 nach Lathen in ein sogenanntes „Judenhaus“ gebracht wurden. Die Deportation und Ermordung erfolgte ein halbes Jahr später in Theresienstadt.

Zu den Wenigen, die überlebt haben, gehört Wilhelm Polak, der zusammen mit seiner Familie ins Rigaer Ghetto deportiert wurde und erst 1949 nach Papenburg zurückkehrte, wo er zumindest seine Schwester Ilse wiedergefunden hat.

Zum Gedenken an die jüdischen Opfer der Nationalsozialisten in Papenburg haben wir ein Video mit unserer Klasse (YouTube) aufgenommen.

Text: Kiara Gerdes, Laura-Sophie Reichert, Louisa Runde, Chiara Schade und Weronika Szelag (8a)

Foto: Xocolatl, Papenburg Gedenkstein, CC0 1.0